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Aufruf zu einer Woche der internationalen Solidarität zur Unterstützung der Angeklagten des 8. Dezember

An alle Organisationen, Autonomen Kollektive, Aktivist:innen und Gewerkschaften, die sich der sozialen Gerechtigkeit verpflichtet haben.

Wir sind Angehörige, Freund:innen, Familien und Unterstützer:innen und mobilisieren seit dem 8. Dezember 2020, um die Personen zu unterstützen, die an diesem Tag von der Antiterroroperation ins Visier genommen wurden.

Dieser Fall wird jetzt, vom 3. bis 27. Oktober 2023, vor Gericht verhandelt.

Wir rufen dazu auf, euch anlässlich der « Affäre des 8. Dezembers » und darüber hinaus generell gegen die beispiellose Ausweitung des Antiterror-Arsenals zu mobilisieren.

Bitte nehmt euch die Zeit, dies zu lesen und zu teilen.

Libertäre Grüße

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Die Affäre des 8. Dezember 2020 ist eine vom Innenministerium in Auftrag gegebene Antiterroroperation gegen Mitstreiter:innen, die vom Innenministerium als « ultralinke Aktivisten » bezeichnet und gegen die wegen des Verdachts der Bildung einer « terroristischer Vereinigung von Straftätern » ermittelt wurde.

Die DGSI verhaftete, flankiert durch militarisierte Polizeieinheiten (GAO, RAID), neun Personen – die wir unter dem Banner « Libertäre » zusammenfassen -, deren politisches Engagement vielfältig aufgestellt und in unterschiedlichen Regionen angesiedelt war: Unterstützung von Flüchtlingsfamilien, selbstverwaltete Projekte und kollektive Lebensorte auf dem Land, Unterstützung von Opfern staatlicher Morde, Hausbesetzungen für politische und alternative / subkulturelle Aktivitäten, Ökologie und Tierschutz, Beteiligung an der Errichtung von ruralen Schutzzonen, Aktivismus in der Punkszene, Feminismus, Gelbwesten-Bewegung usw. Sie sind langjährige Genoss:innen in sozialen Kämpfen. 

Die jüngsten Ereignisse beweisen immer wieder aufs Neue die Verharmlosung des Einsatzes von Antiterrorkräften und offenbart die Gewaltspirale, in die sich der Staat Tag für Tag hineinsteigert. Dies erinnert uns daran, dass Ausnahmemaßnahmen letztendlich immer massiv ausgeweitet wird und es keinen Weg zurück gibt, wenn wir nicht handeln.

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WEITERLESEN: Was ist die Affäre des 8. Dezember? https://soutien812.blackblogs.org/2022/01/30/un-recit-de-laffaire-du-8-12/

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Deswegen bereiten wir heute angesichts der bevorstehenden Verhandlung die Mobilisierung für den Prozess gegen die Angeklagten vom 8. Dezember vor.

Nach mehr als zwei Jahren Strafverfolgung hat der Richter entschieden, die Anschuldigungen der DGSI aufrechtzuerhalten. Die sieben Angeklagten werden sich vor der sechzehnten Kammer (Antiterrorismus) des Pariser Strafgerichts wegen des Verdachts der „Bildung einer terroristischen Vereinigung » verantworten müssen. Die strafrechtliche Einordnung wurde verworfen, aber die terroristische und kollektive Dimension bleibt trotz des völligen Fehlens von Beweisen oder sogar Verbindungen zwischen den Angeklagten bestehen. Mehrere von ihnen wurden auch wegen der « Weigerung, eine geheime Entschlüsselungsvereinbarung auszuhändigen » angeklagt, weil sie etwa Passwörter nicht herausgaben oder Telefone nicht entsperrten.

Der Prozess findet vom 3. bis 27. Oktober statt. Den Angeklagten des 8. Dezember drohen auch heute noch mehrere Jahre Gefängnis und mehrere zehntausend Euro Geldstrafe.

Angesichts der besonders gewalttätigen Justiz gegenüber Revoltierenden (von Sainte-Soline bis zu den Aufständen der Jugendlichen in den Arbeitervierteln haben die Gerichte sehr hart durchgegriffen) und der laxen Haltung gegenüber Kriminellen in Uniform besteht die große Gefahr, dass dieser Prozess von den Machthabenden instrumentalisiert wird.

Mensch stelle sich vor: DER Linksextremen-Prozess! Was für eine unverhoffte Gelegenheit.

Nur sind die Angeklagten vom 8. Dezember nicht stärker „ultra“ als alle anderen. Sie haben ihre Ethik und Moral, ihre Lebensweisen und ihre Träume von sozialer Emanzipation.

Lassen wir nicht zu, dass der Staat diese Grenze überschreitet! Ein politischer Prozess dient nie dazu, einzelne Personen zu bestrafen, sondern eine ganze Bewegung. Damit wir morgen nicht alle als „Terroristen“ gestempelt werden, rufen wir alle Säulen des sozialen Widerstandes zur Solidarität auf.

Wie kann mensch sich solidarisieren?

Sie können Ihre Solidarität teilen auf :

Angesichts von Staaten, die die Spaltung der Widerstandsbewegungen, Freundschaften und Bündnisse, Kollektive und aller Organisationsformen der Linken im Allgemeinen anstreben, fordern wir Solidarität in all ihren Formen!

Wir laden ein, unsere Entschlossenheit und unsere Wut auf ihre Welt und unsere Solidarität mit den Menschen, die vom 3. bis 27. Oktober 2023 in Paris vor Gericht stehen werden, in vielfältiger Form zum Ausdruck und auf die Straße zu bringen.

Jede Einzelperson, jede kollektive Gemeinschaft und jede Organisation kann sich an diesem Aufruf beteiligen. Jeweils auf ihre eigene Weise, mit den ihr vertrauten Werkzeugen, ihrer Kreativität und ihrer Vorstellungskraft! Von der subtilsten bis zur spektakulärsten Aktion – alle Aktionen sind sinnvoll. Und wenn sie es uns allen ermöglichen, unsere Verbindungen, unser kritisches Hinterfragen und unsere Reaktionsfähigkeit zu stärken, dann sollten wir diese Gelegenheit nutzen.

Zeigt euch solidarisch über  812support@riseup.net (gerne mit PGP-Verschlüsselung).

WIR RUFEN AUF ZU :

ZWEI VERSAMMLUNGEN VOR DEM Strafgericht VON PARIS: am Tag der Prozesseröffnung (3.10.) und am Tag des Urteils (27.10.).

DER Woche der INTERNATIONALEn SOLIDARITÄT: Wir rufen alle Genoss:innen auf, sich vom 16. bis 23. September 2023 zu mobilisieren.

DER ORGANISATION VON UNTERSTÜTZUNGSVERANSTALTUNGEN: bis zum Ende des Prozesses.

DER MEDIATISIERUNG der Affäre des 8.Dezember: Verbreitung unserer Pressemitteilungen in euren sozialen Netzwerken, Zeitungen und Medien.

FINANZIELLEN UNTERSTÜTZUNG: Der vierwöchige Prozess wird jeden angeklagten Menschen mehrere tausend Euro kosten. Hier ein Online-Spendenpool: https://www.cotizup.com/soutien-8-12

der VERBREITUNG DIESES AUFRUFS in euren Bündnissen.

IHR WOLLT HELFEN? WEITERE INFOS HIER: https://soutien812.blackblogs.org/comment-aider/